Minggu, 08 April 2012

Ein Roadmovie mit sieben TRAUMWAGEN, Teil 2


Ein Österreicher im Ami
Ein Österreicher im Ami
Die Sonne erhebt sich träge und kernfusionierend über dem Horizont des zweiten Tages auf einer Reise durch die Welt der schrägen und schrillen Autos. Gestern war ich noch bei Sportwagen Engel in Andernach und hatte die halbe Nacht meine liebe Not, das Erlebte zu verarbeiten. Heute ist mein Ziel Dornbirn in — Österreich! Vier coole und einzigartige Klassiker. Mein Navi behauptet, das sei irgendwo am Bodensee, man sagt da seien sogar ein paar Berge.
Alles so wie im Prospekt
Alles so wie im Prospekt
Wie dem auch sei – guten Tag Austria! Auf der anderen Seite der Gesteinsmassen spuckt mich der Tunnel in ein sonnendurchflutetes Tal aus, umsäumt von schneebedeckten Bergen. Das Radio im Passat benebelt meine Sinne umgehend mit lokaler Volksmusik, kombiniert mit schlechtem bis gar keinem Empfang. Und schon sind wir da, mein Rudolf und ich. Hinter einem schönen alten Haus eröffnet sich mit einer kleinen Halle ein wahrhaftes Schrauberparadies der ganz besonderen Art…
Mehr als ein Pony im Stall
Mehr als ein Pony im Stall
Hier lebt Robert Willinger, privater Sammler von alten Autos, Schrauber, Ami-Fan und Veranstalter der immer zu Pfingsten stattfindenden US-Car-Show in Dornbirn. Die Mittagssonne beleuchtet schon die ersten Fahrzeuge, wegen denen ich eigentlich hier bin. Eigentlich. Da ist es wieder einmal, dieses alles offen lassende Wort, denn wie auch schon gestern werde ich hinter dem einen oder anderen Hallentor noch weiterer Autos gewahr, die nicht weniger interessant scheinen als die vier auf meiner To-Do-Liste… Nach einer kurzen Führung durch die willinger’schen Gemächer beginnen wir mit einem ’65er Mustang Fastback 350H, an sich schon ein wunderschöner Autowagen. Das vor mir gierig im Standgas vor sich hin schnorchelnde Exemplar ist darüber hinaus noch exakt der ’66er HERTZ Variante nachempfunden. Bis in die letzte Plakette. Der Autovermieter orderte in jenem Jahr 1003 Exemplare dieses Mustang mit verstärkten Bremsen, leistungsgesteigertem Motor und Sonderlackierung, um den geschwindigkeitshungrigen Amerikanern ein handle- und mietbares Muscle-Car unter den rindfleischbulettengeformten Hintern zu stellen. Mit großem Erfolg. Es drängt sich in diesem Fall die lokale Autovermietung in Dornbirn als Fotomotiv regelrecht auf…
Miet me at Midnight
Miet me at Midnight
Das Pony bringt uns nach den Fotos zurück zur Garage, es will dabei mit gut dosiertem Gas bei Laune gehalten werden, weil die Nockenwelle ein wenig heißer ist. Warum habe ich eigentlich keinen Mustang aus den 60ern? Jeder hat einen Mustang. Nur ich nicht. Sollte ich das ändern? Gibt es ein schöneres Auto? Hm. Vielleicht. Nehmen wir diesen Dodge Coronet hier zum Beispiel, Kandidat Nummer zwei für heute.
Keusche Schönheit vor der Kapelle?
Keusche Schönheit vor der Kapelle?
Er kommt aus der selben Zeit wie der Mustang, ist allerdings schneeweiß wie eine Jungfrau, keusch, unbefleckt und rein… beziehungsweise…. nein, streichen Sie das. Willinger hat gerade den Motor angelassen und rollt einmal über den Platz. Die Töpfe, in denen Benzin verbrannt wird leisten wesentlich bessere Arbeit als der abfaulende Auspuff an meinem Passat. Hier spielt ein Verbrennungs-Orchester eine Wagner-Oper für acht Töpfe in Krass-Dur! Diese weiße Schönheit vor der hiesigen Kirche zu parken grenzt an Blasphemie, aber vielleicht merkt es ja keiner. Habe ich den Überrollkäfig im Innern des Dodge erwähnt? Nein? Ich war wohl abgelenkt.
Spieglein Spieglein...
Spieglein Spieglein...
Und schon wieder können wir den Verfasser im Rückspiegel erblicken. Das hat System, denn in diesem Making-Of verwende ich das Material, was Sie in den späteren Berichten nicht zu sehen bekommen werden. Der Coronet kniet mit seinen dicken Slicks tief in der Straße und schreit alle an, die sich nach ihm umdrehen. Er will auf den Strip. Doch heute darf er noch nicht. Ist er schöner als der Mustang? Das ist Geschmackssache, und Sie können ihn ja nicht einmal ganz sehen. Mein Herz schlägt nicht mehr ausschließlich für einen grünen Passat, ich werde untreu. Wenn auch nur in Gedanken. Und die sind immer noch frei, oder?
Alltag in Autos
Alltag in Autos
Zurück in den Hallen der Unvernunft hinterlassen wir eine verstörte Gemeinde am Bodensee. Ungläubig blickende Dorfbewohner laufen verwirrt durch die Straßen, in denen noch der Geruch von unkatalysiert verbranntem Benzin hängt. Die Kirchenglocken läuten. Dabei haben die noch nicht den Chevy Nova Street Racer gesehen oder gehört. Oder den 1940er Ford Pickup. Aber dazu morgen mehr. Heute genügen meine Eindrücke, die SD Speicherkarte in meiner Kamera hat erhöhte Temperatur und der Akku würde gern einen Happen zu Abend essen. Doch bevor wir eine verdiente Pause machen stromer ich noch ein bisschen zwischen den anderen Autos hindurch, die ich gar nicht auf der Rechnung habe. Weil sie hier zum Alltag gehören, so wie dieser voll ausgestattete Mustang (der sogar einen original Kleenex-Halter für die Dame unter dem Armaturenbrett hat) oder der dahinter stehende ’63er Käfer, den Frau Willinger fährt. Savoir vivre. Hier und jetzt. Argh! Und was ist das da vorne gelb schimmerndes?
Sündige Gedanken in Plüsch!
Sündige Gedanken in Plüsch!
Ich komm hier einfach nicht weg! Abschließend für heute lasse ich mich noch im Vorbeigehen von dem ’37er Chevrolet Coupé blenden, einer so derart klaren Liebesansage an die Hot Rod Community, dass man weinen möchte! Neunzehnhundertsiebenunddreißig, meine Damen und Herren. Das Ding ist noch vor dem zweiten Weltkrieg gebaut worden! Und es sieht aus wie eine schillernde Diva, die einfach nicht altern will. Ein Kompressor im Heck pumpt das Fahrwerk ein bisschen nach oben, damit dieses Meer aus Blech und Plüsch überhaupt rollbar ist. Nein. Neiiiiiin wir müssen für heute endlich mal Feierabend machen, wie soll ich denn sonst heute Nacht Schlaf finden???
Retrospektive
Retrospektive
War ich nicht gerade noch am Rhein und habe mit in einem SLR Frühlingsinsekten ins Gesicht wehen lassen? Lümmelte ich nicht eben noch auf dem kommoden Gestühl eines Stutz vor der Kulisse einer süddeutschen Burg? War das erst gestern? Mit einem Gläschen Rotwein aus einheimischer Produktion in der Hand lasse ich die Bilder von gestern und heute am Abend noch einmal Revue passieren. Wenn ich mein Gehirn wieder ein wenig aufgeräumt habe, kommen noch zwei weitere Kracher und der Wuschelhund dran. Ich bin sehr auf das Frühstück gespannt. Ach nee, ich hab ja gar keins gebucht. Na – schauen wir einmal, was die Tankstellen auf dem Weg so anbieten, schließlich ist es ein Roadmovie…

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